Chronik der
Wassersportfreunde
Brühl-Heide e.V.
Die Braunkohle
Dieser Chronik geht eine über 100-jährige Geschichte voraus. Es ist die Geschichte der Braunkohle. Dort wo früher Wälder und Ackerland, ja selbst Dörfer und Weiler standen, erstreckt sich heute eine reizvolle Erholungslandschaft. Es ist das Wald-Seen-Gebiet im Südrevier der Rheinischen Ville. Wo vor Millionen von Jahren die Braunkohle entstand, schürften bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts die Bagger das schwarze Gold, die Braunkohle. Infolge der geringen Abraumüberdeckung bei den hier früher oberflächennahen Kohleflözen blieben zwangsläufig Restlöcher übrig, aus denen nach der Rekultivierung malerisch gelegene Waldseen wurden, die, wie der Heider-Bergsee und der Liblarer See, im Sommer tausenden von Menschen Gelegenheit für vielseitige wassersportliche Freizeitbeschäftigung geben. Schon früher lockte der etwa 35 Hektar große westlich von Brühl am Südrand des Ortes Heide gelegene Heider Bergsee die Wassersportler von Nah und Fern an.

Bild: Braunkohlentagebau in Raum Brühl
Vorwort
Dies ist die Geschichte der WFH, die für die Gestaltung ihres Domizils Großartiges geleistet haben, denn am Anfang war nichts als Idealismus.
Zur Vorgeschichte
Im Zuge der Rekultivierungsmaßnahmen der Rheinischen Braunkohlewerke AG für die Ausgekohlten Gebiete entstand in den sechziger Jahren, westlich von Brühl, am Südrand des Ortes Heide, ein idyllisch gelegener See von ca. 35 Hektar Größe: der Heider Bergsee. Schon bald lockte er die Wassersportler von nah und fern an. Anfang 1966 bemühten sich verschieden Vereine um die wassersportliche Nutzung des Heider Bergsees, darunter auch Rudervereine. Dieses war nun das Signal für die bisher noch mehr oder weniger wilden Benutzer des Heider Bergsees, sich zusammenzufinden und etwas zu unternehmen, d. h. einen Verein zu gründen. Denn das war allen klar: Sollte ein fremder Verein die wassersportliche Nutzung erhalten, war es wahrscheinlich aus mit dem wilden Wassersport. Die bisherigen Benutzer hätten dann vielleicht noch eine letzte Möglichkeit gehabt, ihrem Hobby zu frönen, indem sie in diesen Verein eingetreten wären. Ob dieser sie aber alle aufgenommen hätte, wäre sehr fraglich gewesen, zumal das Forstamt Ville im Interesse aller Vereine später die Bootszahlen auf dem Heider Bergsee begrenzte. Besonders für die ortsansässigen Wassersportler war es deshalb eine Selbstverständlichkeit, dass zu einem Heider Bergsee auch ein Heider Wassersportverein geschaffen werden musste.

Bild: Luftaufnahme Heider Bergsee
Zur Gründung des Vereins
Am 25. April 1967 lud Herr Andreas Krämer die interessierten Wassersportler am Heider Bergsee in das Lokal Müller-Lichtenberg zu einer Aussprache ein. Er teilte ihnen mit, dass die Stadt Brühl beabsichtige, den Pachtvertrag mit dem Forstamt Ville über den westlichen Teil des Heider Bergsees zu kündigen. Sofort setzten sich daraufhin die Herren Heinrich Krüger und Robert Riedel mit dem Beauftragten des Forstamtes, Herrn Erdle in Verbindung. Als sie von ihm verbindliche Zusagen für einen Vertrag über die wassersportliche Nutzung erhielten, fanden sich die interessierten Wassersportler erneut zusammen.
Am 26.05.1967 kam es daraufhin im Lokal Müller-Lichtenberg zur Gründung des „Verein der Wassersportfreunde Brühl-Heide“ kurz WFH genannt. Der erste gewählte Vorstand bestand aus den Herren:
- Heinrich Krüger – 1. Vorsitzender
- Robert Riedel – 2. Vorsitzender
- Hans Thomas – Geschäftsführer
- Josef Bürger – Kassenwart
Folgende Mitglieder nahmen an dieser Versammlung teil und sind somit Gründungsmitglieder:
Andreas Krämer, K. Schedlaczek, Anton Gruber, Heinrich Krüger, Robert Riedel, Bruno Schlömer, Josef Bürger, H. Gibis, Benedikt Weber, Erwin Bülow, Willy Bednarz, Josef Brodüffel, Ludwig Traurig, Ludwig Volk, Martin Renken, Horst Hermann, Anton Fischer, Karl Alnis, Mathias Berg, Michel Brass, Andreas Brodüffel, Gunter Gerhard, Walter Klott, Heinz Friggen, Josef Minwegen, Josef Honnef, J. Breitenbach, Josef Kotbeck, Fritz Baumann, Walter Kerscher, Maria Franke
Die Aufnahmegebühr wurde auf 15 DM, der Jahresbeitrag auf 24 DM festgesetzt. Die Zahl der Mitglieder stieg auf 26 an. Jetzt kam es darauf an ein geeignetes Gelände zu finden. In zähen Verhandlungen mit Herrn Erdle, dem Beauftragten des Forstamtes Ville, gelang es den Vorstandsmitgliedern Krüger und Riedel am Nord-Ufer des Sees ein ideales Gelände für die Wassersportfreunde zu sichern. In weiteren Verhandlungen, insbesondere über die Größe der Anlage, zeigte sich Herr Erdle vom Forstamt Ville sehr großzügig, so dass man von einem im Anfang geplanten einfachen Zugang zum See mit Holzsteg sehr schnell wieder abkam, um eben doch etwas größer zu bauen. Wie groß, wusste damals noch niemand. Weder der Vorstand noch das Forstamt ahnte, was daraufhin entstehen würde.

Bild: Anker mit Vereinslogo und Gründungsjahr
Bau einer Anlage nach der Struktur des Vereins
Es zeigte sich sehr bald, dass der neu gegründete Verein wie kaum ein anderer nicht nur für die Mitglieder selbst, sondern auch auf deren Angehörige, also für die ganze Familie ausgerichtet werden musste. Dies galt im besonderen Maße für die zu bauende Anlage. Im Juni 1967 wurde mit dem Bau der Anlage begonnen. Man fing damit an, den jungen Wald zu roden. Dabei wurde streng darauf geachtet, dass kein Baum zu viel verschwand. Der Wald sollte nach Möglichkeit erhalten bleiben. Mit den Ausschachtungsarbeiten (Abtragung der Böschung) wurde gleichzeitig die Uferbefestigung errichtet und so ein Plateau geschaffen. Da das vorhandene Gelände für schwere Baumaschinen schlecht zugängig war, diese auch zu viel Wald vernichtet hätten und außerdem auch für den Verein zu teuer waren, entschloss man sich im Gegensatz zum Angler- und Seglerverein, alles von Hand zu machen. Die dazu benötigten Werkzeuge brachte man von zu Hause mit. Die Blasen an den Händen der Mitglieder war damals ein Zeugnis dieser schweren Knochenarbeit. Aber langsam wuchs die Anlage und damit das Bewusstsein, es dennoch zu schaffen. Viel Erfahrung, gute Verbindungen und Arbeitskraft brachten den jungen Verein voran. Die eingerammten Pfähle wurden fachgerecht verankert und altes Transportband gegen Ausspülung angebracht. Als man mit den Arbeiten bei einer Länge von 40 Meter angelangt war, fand man, dass die Anlage für 40 Mitglieder groß genug sei. Ein Laufsteg aus Holzboden auf der ganzen Länge und einige 100 Tonnen weißer Sand auf dem Plateau ließen die finanziellen Mittel des Vereins ganz erschöpfen. Durch die rege Bautätigkeit angelockt, meldeten sich immer mehr Mitglieder an. Gleichzeitig wuchs die Anlage stetig weiter nach Westen. Zuerst befestigte man das Ufer, später widmete man sich dann dem dazugehörigen Hinterland.

Ausbau und Struktur des Vereins
Hatte der Verein am Anfang Sorge, genügend Mitglieder zu bekommen, so änderte sich dies während des Baus der Anlage schlagartig, so dass alsbald ein Aufnahmestopp erfolgen musste. Lange Wartelisten zeugten von vermehrtem Interesse für diesen Verein. Im Laufe der Verhandlungen mit dem Forstamt Ville wurde u. a. die Höchstzahl der Boote für den WFH auf 60 festsetzt. Im Einvernehmen mit den schon am See ansässigen Vereinen, insbesondere den Segelbootvereinen, wurden die Bootsarten für den WFH genau festgelegt. Danach durften außer den Faltbooten auch Schlauchboote bis zu einer Größenordnung der INKA-S mit Hilfsbesegelung den westlichen Teil des Heider Bergsees befahren. Der östliche Teil wurde zu einem Freibad ausgebaut.
Wandel von der Interessengemeinschaft zum Verein für Wasserrecht
Die Vereinssatzungen waren vom Vorstand ausgearbeitet und von der Versammlung angenommen worden. Der Verein wurde in das Vereinsregister eingetragen. Der Pachtvertrag wurde mit dem Eigentümer auf 20 Jahre abgeschlossen. Der WFH wurde Hauptpächter, die Kanufreunde Brühl Unterpächter. Wer den Verein der Wassersportfreunde in seinen Innersten kannte, wusste, dass es eher eine Interessengemeinschaft war. Eine Anzahl Sportfreunde waren nur deshalb Mitglied geworden, um sich Ihre Rechte am Heider Bergsee zu sichern. Trotzdem der Vorstand sich alle Mühe gab, das Vereinsleben zu fördern, indem er z. B. Regatten, Freischwimmerprüfungen, Lampionfahrten usw. veranstaltete, mieden diese Mitglieder die Anlage, die ja noch eine Baustelle war. Als dann später der Verein vor neuen schwerere Aufgaben stand, begann sich der Spreu vom Weizen zu lösen. Hatte diese Gruppe bisher schon ein wenig Abseits gestanden, wunderte es niemanden, dass in der Zeit bis zum Beginn der Grundsteinlegung des neu geplanten Clubhauses 11 Mitglieder sich wieder abmeldeten. Inzwischen war in den noch bewaldeten westlichen Teil der Anlage eine Art Schutzhütte mit Umkleidekabine errichtet worden. Der Steg war auf 60 Meter erweitert worden, die Mitgliederzahl hatte sich auf 60 erhöht. An Christi Himmelfahrt 1968 fand dann endlich die langersehnte Einweihung der Anlage statt. Neben den Mitgliedern, die mit Kind und Kegel gekommen waren, nahm die Heider Bevölkerung regen Anteil am Freudentag der WFH. Auch Vertreter der Stadt Brühl und des Forstamtes erlebte die feierliche Einsegnung durch den Ortspfarrer, Herrn Wichartz. In dieser Zeit machte sich das Fehlen einer Toilettenanlage immer stärker bemerkbar. Einen entsprechenden Antrag zur Genehmigung einer solchen Anlage an die Stadt Brühl brachte dem Verein zunächst einmal eine Verfügung ein, die Schutzhütte, die irrtümlich ohne Genehmigung errichtet worden war, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder abzureißen.

Bild: Sonnenuhr
Der Vorstand, Wegbereiter für das Clubhaus
Die weiteren Verhandlungen mit der Stadt Brühl, ergaben, dass eine Toilettenanlage zweckmäßig in Verbindung mit einem Clubhaus errichtet werden dürfe. Jetzt war guter Rat teuer. Der Vorstand, stand vor fast unlösbaren Aufgaben. Eine wichtige Maßnahme, um ein so großes Projekt durch zu führen, war die Erhöhung der Mitgliederzahl. Nach erneuten Verhandlungen mit Herrn Erdle wurde die endgültige Anzahl an Bootszulassungen für die WFH auf 80 festgelegt, und zwar mit der Auflage, dass gleichzeitig nur 40 Boote die westliche Wasserfläche befahren durften. Wie umfangreich die Schwierigkeiten waren, mit denen der Vorstand zu kämpfen hatte, kann man sich kaum vorstellen. Es galt jetzt nicht nur, die Mitglieder zu überzeugen, dass der Bau eines Clubhauses eine Notwendigkeit war und unumgänglich sei, er führte auch gleichzeitig einen Kampf mit den Behörden der Stadt Brühl und dem Forstamt. Dies war aber für den Vorstand kein Grund, das Handtuch zu werfen. In der einberufenen außerordentlichen Versammlung 1969 wurde mit der erforderlichen 2/3 Mehrheit der Bau des Clubhauses beschlossen. So konnte er den versammelten Mitgliedern außer einer Kostenübersicht auch die geschätzte Arbeitsleistung pro Mitglied angeben,. dass jedes Mitglied 200 DM aufbringen und 25 Arbeitsstunden am Clubhaus mitarbeiten sollte. Diejenigen Mitglieder, welche aus irgendeinem Grund die Arbeitsstunden nicht ableisten konnten, sollten pro Arbeitsstunde 4 DM (also 100 DM) mehr bezahlen. Später stellte sich heraus, dass weit mehr als die geplanten Arbeitsstunden geleistet werden mussten.
Vorbereitung und Planung des Clubhauses
In verhältnismäßig kurzer Zeit wurden die etwa 15 Meter langen Versorgungsleitungen (Strom, Wasser, Telefon) diesmal mit Hilfe eines Grabenbaggers verlegt. Die Pläne und Berechnungen waren inzwischen soweit fertig, dass man schon mit dem Bau des Clubhauses hätte anfangen können. Auch wurden eine Menge Firmen angeschrieben, um günstige Angebote für das Baumaterial zu bekommen. Bauen würde man ja selber. Das in der Versammlung vom ersten Vorsitzenden abgegebene Versprechen, es würde kein Material verbaut, was nicht bezahlt wäre, ließ auf eine lange Bauzeit schließen. Denn weder ein Zuschuss der Stadt Brühl stand zur Verfügung, noch hatte sich ein Mäzen gefunden, der den jungen Verein gefördert hätte. Es gab aber eine Menge Sportfreunde die dem Verein zusätzlich halfen. Wenn auch nicht immer alles zu gebrauchen war, was sie von Zu Hause oder ihrer Arbeitsstelle mitbrachten, brauchen konnte man vieles. Das Organisieren wurde fast zur Notwendigkeit. Alles wurde teurer. Die Finanzierung stimmte nicht mehr so ganz, was ja eigentlich normal war. Denn wann war jemals ein Bauherr mit dem kalkulierten Betrag ausgekommen.
Bau des Clubhauses (Rohbau)
Am 9. September 1969 hieß es dann endlich: Start frei zum Clubhaus. In zwei Etappen gedachte man das Projekt fertig zu stellen. Bis zum Winter wollte man bis zur Kellerdecke, und im Jahre 1970 hoffte man irgendwann fertig zu werden. Die Ausschachtungsarbeiten waren sehr schwierig weil alles, wie auch schon in der Anlage von Hand gemacht werden musste. 20 bis 25 Mitglieder waren die ersten Wochen emsig damit beschäftigt, den Hang abzutragen, um Platz für das Haus zu schaffen. Gleichzeitig wurde eine fast 20 Meter lange Stützmauer zur Seeseite hin gegossen, die später u. a. dem Hauptteil des Balkons als Fundament dienen sollte. Alles war sorgfältig geplant und die Arbeit ging gut voran. So konnte man schon nach gut 2 Monaten das Richtfest feiern. Die Arbeiten wurden in folgende Fachgebiete aufgeteilt:
- Planung
- Arbeitsvorbereitung
- Organisation
- Ausschachtung
- Maurerarbeiten
- Zimmermannsarbeiten
- Verputz und Fliesenlegen
- Elektroinstallation
- Schreinerarbeiten
- Sanitäre Anlagen
- Dachdeckerarbeiten

Bild: Rohbau Clubhaus
Einladung
Zur Einweihung unseres Vereinsgeländes am Heider Bergsee möchten wir Sie herzlich einladen. Wir würden uns freuen, Sie am 23.05.68 um 10.30 Uhr am Bootssteg und um 19.30 Uhr im Saal Müller-Lichtenberg in Brühl-Heide begrüßen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Wassersportfreunde Brühl-Heide e. V.
Krüger (Vorsitzender)